Chronik Popp

Als die Rote Armee 1945 in Fürstenberg einzog, wurde auch die Fürstenberger Schützenzunft verboten.

Erst zur 700-Jahr-Feier der Stadt im Jahre 1987 sind dann zum ersten Mal nach dem 2. Weltkrieg wieder Schützen gemeinsam mit einer blaskapelle der sowjetischen Streitkräfte im historischen Festzug mitmarschiert.

Aber die Zeit war noch nicht reif und erst am 27.03.1992  - auf den Tag genau 227 Jahre nachdem „Dorchläuchting“, das ist der Ökelname von Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz, am 27.03.1764 unsere Schützenzunft gegründet hatte - ist die Schützenzunft im „Mecklenburger Hof“ neu entstanden. („Ökelname“ lässt sich nur schwer Ins Hochdeutsche übersetzen, auch „Spitzname“ sagt nicht die ganze Bedeutung aus.)

Inzwischen war auch Georg Alexander Herzog zu Mecklenburg in seine Heimat zurückgekehrt. Ohne das Jahr 1918 wäre Georg Alexander nun der regierende Herzog von Mecklenburg-Strelitz gewesen. Nun aber war sein Titel nur Herzog zu Mecklenburg und er kam wie jeder andere in Deutschland als ganz normaler Bundesbürger zu uns Zurück.

Es gibt wohl nicht viele bei uns, die der vergangenen Monarchie nachtrauern. Sie ist mit der Abdankung des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen Kaiser Wilhelm II., Und aller anderen Fürsten in Deutschland wohl Endgültig untergegangen.

Aber Georg Alexander war uns von Anfang an ein guter und willkommener Freund. Er war bei allen wichtigen Zusammenkünften unserer Schützenzunft dabei.

Zum 3. Schützenfest nach der Neugründung hat er uns bei der Königstafel im Jahre 1995 eine Urkunde überreicht, In der er unsere Gründung durch seinen Vorfahren Adolf Friedrich IV. Erneut bestätigt hat.

„Dorchläuchting“ liegt in der Johanniter-Kirche auf der Schlossinsel zu Mirow in der Familiengruft der Strelitzer Herzöge in einem offenen, mit einer Glasplatte abgedeckten Holzsarg in seinem vollen Ornat und ist für jeden zu sehen. Damit er erhalten bleibt, wurde er in Salz eingelegt. Aber zugänglich ist die Gruft nur durch eine schmale Öffnung und als ein paar Fürstenberger Schützen ihn besuchen gingen, war ich auch dabei. Aber zu mir meinte Georg Alexander: „Du bist zu dick und bleibst in dem schmalen Durchgang stecken.“ So musste ich draußen bleiben.

Georg Alexander erzählte mir auch folgende Anekdote: Die strelitzer Schlosswache trugen genau wie unsere Fürstenberger Schützen weiße Hosen. Weil die aber immer recht schnell und besonders bei Regenwetter schmutzig wurden, haben die Wachsoldaten sie einfach hoch gekrempelt. Wenn aber einer von der Herzogsfamilie kam, musste präsentiert werden. Da war dann oft der Befehl des Wachoffiziers: „Hosen runter, die Herzogin kommt!“

Leider ist Georg Alexander am 26.01.1996 plötzlich verstorben. Unsere Fürstenberger Schützen sind die einzigen, die noch die alte Strelitzer Uniform tragen (grüne, doppelt geknöpfte Röcke, schwarze Halbschuhe, weiße Hosen und einen schwarzen Zylinder mit weißen oder roten Schwanenfedern). Darum haben unsere Fürstenberger ihn in seinem Sarg am 03.02.1996 in die Mirower Fürstengruft getragen und obwohl Fürstenberg seit 1950 zu Brandenburg gehört, wehte an diesem Tag die blau-gelb-rote Fahne Mecklenburgs seit langer Zeit einmal wieder, aber mit einem Trauerflor, vom Fürstenberger Rathaus.